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TÖDLICHE ALM
Der Dingolfing-
Kurzbeschreibung
In Dingolfing geschehen kurz hintereinander zwei bizarre Morde, einer davon auf der Dingolfinger Alm. Jetzt ist Kriminalkommissar Theo Mutz gefordert zumal er in zwei Wochen heiraten und dann in die Flitterwochen fliegen möchte. Gemeinsam mit seiner neuen Chefin, Angela Kornfeld, und Sam, dem Kommissaranwärter versucht Theo dem Mörder schnellstmöglich auf die Spur zu kommen. Das gestaltet sich äußerst schwierig, denn was fehlt, ist das Motiv!
Doch das ist nicht Theos einziges Problem! Der Mörder schießt sich, im wahrsten Sinne des Wortes, auf das Ermittlerteam ein und plötzlich ist die Hochzeit in Gefahr. Theos große Liebe Manuela stellt ihre Liebe in Frage!
Seitenzahl der Druck-
Leseprobe
Normalerweise ist ein Wald ein Ort des Friedens, der Idylle, der Erholung. Aber dieser Wald ist anders! Er riecht nach Gefahr! Ich hätte mich an diesem Sonntagmorgen lieber noch ein wenig mit Manu zusammenkuscheln sollen, anstatt laufen zu gehen!
In meiner, durch meinen Beruf als Kriminalkommissar spärlich bemessenen Freizeit laufe ich gerne. Bevorzugt im Wald, vor allem im Sommer. Wenn die brütende Hitze ein Flimmern über den Feldern erzeugt, ist es im Wald am angenehmsten. Ich renne durch den Dingolfinger Stadtwald, abseits der breiten Forststraße, die ihn von Nord nach Süd durchschneidet.
Zu meiner Schande muss ich allerdings gestehen, dass ich mit dem Auto von Manu hergekommen bin. Der Einstieg zu meinem persönlichen Laufparadies befindet sich hinter Oberdingolfing oben am Berg. Am Waldrand gibt es einen kleinen Kiesparkplatz auf dem höchstens drei Fahrzeuge Platz finden. Ich habe Manus Mini neben einem BMW 118i geparkt und bin gleich in den nächsten Trampelpfad rechts rein gerannt. Ich liebe diese Pfade, die meist vom Wild angelegt wurden, und die unwillkürlich den Hang hinunter und gleich wieder hinauf, kreuz und quer durch das Gelände führen.
Bergab nehme ich richtig Fahrt auf, springe über umgestürzte Bäume und kleine Rinnsale. Bergan müssen meine Lungen dann ganz schön pumpen, aber es macht voll Spaß.
Nach zwanzig Minuten bin ich so tief im Gehölz, dass ich nur noch erahnen kann, in
welcher Richtung der Parkplatz liegt, aber es ist mir egal. Heute ist Sonntag, ich
habe den ganzen Vormittag Zeit, um wieder hinauszufinden aus dem Dschungel. Seit
ich wieder regelmäßig trainiere, -
Voller Elan haste ich durchs Dickicht, springe über einen kleinen Graben, flitze einen kurzen Abhang hinunter und stehe unvermittelt inmitten einer Rotte Wildsäue. Es sind bestimmt zehn ausgewachsene Borstenviecher und zahlreiche kleine, lustig gestreifte Frischlinge. Sie alle sind genauso überrascht wie ich. Die Schweine, die mir am nächsten sind, machen gleich einen ängstlichen Hopser nach hinten, eine Sau tritt rücklings über den Rand des kleinen Plateaus, auf dem ich unverhofft gelandet bin und verabschiedet sich mit einem jämmerlichen Quiekser in die Tiefe. Die Frischlinge laufen davon, versammeln sich hinter einem großen Schwein, das die Rückenborsten weit von sich gespreizt hat und dessen Maul von zwei eindrucksvollen Hauern flankiert wird. Papa Keiler!
Der erste Gedanke, der mir durchs Hirn jagt, ist, dass Wildschweine, insbesondere
wenn sie Junge haben, einigermaßen gefährlich sind. Ich hatte ja während der fünfzehn
Jahre, in denen ich am Tourette-
„Schweinebacke!“, entfährt es mir.
Der Keiler ist vielleicht fünf Meter von mir entfernt. So nahe habe ich so ein Tier noch nie gesehen! Ich muss sogar sagen, ich habe Wildschweine noch nie in freier Wildbahn getroffen, wenigstens keine richtigen, und jetzt hätt ich´s auch nicht direkt gebraucht!
Ich bin bei weitem kein ängstlicher Typ. Ganz im Gegenteil. Bisher habe ich mich noch immer meinen Gegnern gestellt, sie zumeist auch besiegt und hinter Schloss und Riegel gebracht, aber eine Schweinefamilie mit kleinen Kindern sollte ausreichend Anlass zur Beklommenheit geben. Mit denen ist nicht zu spaßen!
Noch während ich so überlege, was zu tun ist, sprintet der blöde Eber auch schon los, genau auf mich zu. Und ich hab noch nicht mal meine HK P30 dabei!
Wie auf einen imaginären Startschuss spurte auch ich los. Nichts wie weg! Ich renne im Vollsprint über eine kleine Kuppe, erreiche einen weiteren Trampelpfad, dem ich in die Tiefe folge. Hinter mir grunzt die Wildsau, höllisch nahe! Ich wage nicht, mich umzusehen, da ich befürchte, mich sonst sofort im Brombeergesträuch zu verheddern und auf der Schnauze zu landen. Dann macht mich das Schwein bestimmt zur Sau! Das ist nicht lustig!
Mein Herz pocht im Hals, meine Muskeln brennen wie Feuer. So schnell bin ich noch nie zuvor gerannt. Es ist tatsächlich die nackte Angst, die mich antreibt. Plötzlich spüre ich etwas Feuchtes an meiner nackten, linken Wade. Der Keiler hat mich so gut wie gestellt! Die sind so verdammt schnell, die Viecher!
Im Augenwinkel erkenne ich eine Buche, deren unterster Ast so tief hängt, dass ich ihn noch bequem erreichen kann. Kurzerhand springe ich aus vollem Lauf heraus hoch, greife den Ast und hangle mich mit einem beinahe perfekten Hüftschwung nach oben. Keine Sekunde zu spät, wie ich gut erkennen kann, als ich gleich darauf oben sitze. Unten stemmt sich der Keiler mit den Vorderläufen gegen den Stamm und grunzt böse herauf. „Tja, da hast du jetzt Pech gehabt, du dumme Sau!“, lache ich ihn aus. In Wahrheit bin ich aber heilfroh, ihm ausgekommen zu sein.
Es tut fraglos gut, wieder zu Atem kommen zu können. Ich sitze erleichtert auf meinem Ast, unten der Herr Eber wirkt etwas unschlüssig. Vom Hügel her naht seine Sippschaft und grunzt herunter. Anscheinend unterhalten sie sich.
„Dem haste es aber gegeben!“, scheint seine Frau anerkennend zu sagen.
„Ist leider auf den Baum geflüchtet, der Feigling!“, scheint Herr Eber zu antworten.
„Lass ihn, ich möchte noch ein paar Trüffel ausgraben!“, grunzt Mutter Sau.
„Mach ihn alle!“, quieken die Ferkel.
Nur widerwillig gibt Papa Wildschein nach und trottet etwas unschlüssig mit der restlichen Rotte wieder dahin zurück, wo wir gerade alle zusammen hergekommen sind. Sicherheitshalber bleibe ich noch ein wenig sitzen, versuche mich zu beruhigen, atme die würzige, leicht süßlich schmeckende Waldluft, richte den Blick durch das grüne Blätterdach gen Himmel.
Da werde ich am heutigen Vormittag zum zweiten Mal überrascht. Oben in der Baumkrone meiner Buche hängt etwas Rundes, Rotes, beinahe wie eine überdimensionale Christbaumkugel. Es zeichnet sich als großer schwarzer Schatten gegen das Azurblau des Himmels ab. Der Anblick ist äußerst befremdlich, wie ich finde, denn die Kugel – es handelt sich um einen Luftballon mit einer Karte unten dran – flattert im leichten Sommerwind und hat sofort meine Neugier geweckt.
Postwendend beginne ich den Baum empor zu klettern. Der Luftballon baumelt in schätzungsweise zehn oder zwölf Metern Höhe über dem Waldboden. Je näher ich ihm komme, umso gespannter bin ich. Bestimmt kommt er von weit her, von einem Luftballonweitflugwettbewerb aus irgendeinem fernen Teil Europas! Und ich habe ihn jetzt entdeckt und werde die Karte an den Absender zurückschicken. Da wird sich womöglich ein kleiner Junge ein Loch in den Bauch freuen!
Ich hänge in einem recht instabilen Gleichgewicht hoch oben in der Buche zwischen gefährlich dünnen Ästen und pflücke die Karte von der Schnur am Ballon. Der Luftballon bekommt sogleich wieder Auftrieb und entschwebt in den Morgenhimmel.
Dafür gerät aber der Baum derart in Bewegung, dass über mir ein unheilvolles Knistern ertönt. Schnell klemme ich mir die Karte zwischen die Zähne und hangele mich behutsam wieder nach unten auf meinen ursprünglichen Ast. In der Nähe fliegt ein Vogel aufgeregt zwitschernd davon, dann ist wieder alles ruhig.
Jetzt finde ich erstmals Zeit, einen Blick auf das Papier zu werfen und ich merke schnell, dass es sich hier beileibe nicht um einen Ballonflugwettbewerb handelt. Auf der Vorderseite steht in krakeligen Buchstaben ein Name geschrieben: Arnold Heimann. Auf die Rückseite sind lediglich fünf dicke Buchstaben aufgemalt: H I L F E
Druckausgabe DIN-
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Erhältlich ab Ende
Oktober 2020